Die Schildbürger

Unsere Ausgabe hat zur Grundlage Die Schiltbürger von 1598.

Der Autor nennt sich nicht, aber es ist anzunehmen, dass der Herausgeber dieser vielen Lachnummern nicht allzu sorgfältig darum bemüht war, den Eindruck eines Flickenteppichs verschiedenster Herkünfte zu vermeiden. Karl Simrock hat es so belassen. Die flexible deutsche Sprache wird an mehreren Stellen deutlich überdehnt (..und immer noch ein Einschub und noch einen weiteren Nebensatz!). Die Arten des Humors sind recht vielfältig und manchmal geradezu….na ja, sind halt die Schildbürger!

Man scheint damals alles, was an törichten Geschichten im Umlauf war, mit in diesen Reigen aufgenommen zu haben. Und ehrlich gesagt: Es ist immer noch zum Piepen. Gegenüber den späteren Nacherzählungen (zum Beispiel von Erich Kästner) hat unsere Version den großen Vorteil und den Charme des ungehobelten, frechen Schenkelklopferhumors.

Die deutschen Volksbücher” sind 13 Bände mit darinnen mehr als vierzig Historien, Schwänken und Heldenepen. Ihr Verfasser, oder besser ihr Herausgeber war Karl Simrock, einer der ersten Germanisten im frühen 19. Jahrhundert. Der Begriff “Volksbücher” scheint zu besagen, dass dies Erzählungen, wie die der Märchen der Gebrüder Grimm aus der Volksseele, aus der deutschen Tradition stammen. Aber das ist nicht der Fall. Es sind dies in der Hauptsache Stoffe aller europäischer Länder. Bald nach der Erfindung des Buchdruckes suchten Drucker und Buchhändler nach weiteren Käufern und fanden Stoffe für Bücher in den alten Epen (zB Nibelungenlied, Tristan und Isolde) die für die einfachen Leute nacherzählt wurden. Dies begründete dann jene Tradition von Erzählungen für die Ungebildeten und jene unsterblichen Geschichten von “Till Eulenspiegel”, von dem starken “Siegfried”, den “Schildbürgern” und einigen anderen, die noch in den 60ern als Schulstoff dienten.
Nach den Napoleonischen Kriegen wuchsen in ganz Europa Patriotismen. Deshalb unsere “Nationalliteratur” in diesen Volksbüchern. Es gab auch andere Herausgeber, mit dem selben Geschäftsmodell. Aber Karl Simrock bewahrt am treuesten den barocken Stil der Sprache und ließ sich auch nicht bereden, die Geschichten zu kürzen oder zu glätten.

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