Die Geschichte der Hirlanda geht auf ein Theaterstück, ein Mysterienspiel des 14. Jahrhunderts zurück (zumindest ist dort die erste Erwähnung). Und die Verbreitung der Erzählung verdankt sich im weiteren Verlauf der Instrumentalisierung durch den Jesuitenorden, der mit dieser reinen gläubigen Seele auf der Bühne Propaganda gegen die Reformation im 16./17. Jahrhundert machte.
„Die erbärmliche Gestalt und todtbleiche Farbe der unschuldigen Herzogin bewegte Alle zum inniglichen Mitleiden, und ihre in Zähren schwimmenden Augen nöthigten alle Anschauenden mit ihr zu weinen.“


“Die deutschen Volksbücher” sind 13 Bände mit darinnen mehr als vierzig Historien, Schwänken und Heldenepen. Ihr Verfasser, oder besser ihr Herausgeber war Karl Simrock, einer der ersten Germanisten im frühen 19. Jahrhundert. Der Begriff “Volksbücher” scheint zu besagen, dass dies Erzählungen, wie die der Märchen der Gebrüder Grimm aus der Volksseele, aus der deutschen Tradition stammen. Aber das ist nicht der Fall. Es sind dies in der Hauptsache Stoffe aller europäischer Länder. Bald nach der Erfindung des Buchdruckes suchten Drucker und Buchhändler nach weiteren Käufern und fanden Stoffe für Bücher in den alten Epen (zB Nibelungenlied, Tristan und Isolde) die für die einfachen Leute nacherzählt wurden. Dies begründete dann jene Tradition von Erzählungen für die Ungebildeten und jene unsterblichen Geschichten von “Till Eulenspiegel”, von dem starken “Siegfried”, den “Schildbürgern” und einigen anderen, die noch in den 60ern als Schulstoff dienten.
Nach den Napoleonischen Kriegen wuchsen in ganz Europa Patriotismen. Deshalb unsere “Nationalliteratur” in diesen Volksbüchern. Es gab auch andere Herausgeber, mit dem selben Geschäftsmodell. Aber Karl Simrock bewahrt am treuesten den barocken Stil der Sprache und ließ sich auch nicht bereden, die Geschichten zu kürzen oder zu glätten.
